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Hühnerstallbau von Andreas Koch

Um mein Vorgehen etwas leichter zu verstehen, möchte ich kurz auf meine Denkweise eingehen. Ich bin Pragmatiker und möchte im Leben von allen Dingen das Grundlegende verstehen. Die erste Frage lautete also: Welche Tiere im Garten bringen mir welchen Nutzen. Unter anderem kam ich auf Hühner und um diese soll es hier gehen.

Die Rasse und Vergleichbares war in erster Linie egal. Diese Entscheidung wurde später getroffen. Meine Vorkenntnis über Hühner und deren Haltung? Ich kaufe Eier im Supermarkt und weiß, dass sie gelegt wurden. Irgendwo. Von irgendeinem Huhn in irgendeiner Haltungsweise. 😉

Da ich von Berufswegen Informatiker bin, und lesen bekanntlich bildet, kam erst einmal Wikipedia – Später noch die Suchmaschine der Wahl mit Begriffen wie „Hühnerhaltung“, „Hühnerstall“ und Ähnlichem füttern und aus dem dargebotenen Informationsberg das herausfiltern, was wirklich nötig ist. Das mache ich peu á peu seit etwa einem Jahr. Der Wissensschatz ist hier natürlich rein theoretisch und steht in keinem Verhältnis zu praktischer Erfahrung! Aus diesem Grund erwerbe ich meine Hühner nicht am Wochenmarkt, sondern ausschließlich bei einem Züchter und werde auch dem entsprechenden Zuchtverein beitreten um von praktischen Erfahrungen zu profitieren!

Nächste Frage: Was ist ein Hühnerstall? – Ein kleines Haus. Folglich habe ich überlegt wie ich dies bauen und einrichten kann. Hier kam wieder das theoretische Wissen zutage, was die ungefähre Größe festlegte. 25cm Sitzfläche pro Huhn, 0,5m² Lebensraum. Fensterfläche habe ich vergessen. Spielte keine Rolle. Ich habe eine Wand komplett aus Fenster und Tür gebaut. Es reicht in jedem Fall aus. Die Höhe des Stalls passt bei mir NICHT, die höchste Stelle hat etwa 1,7m statt 2, aber das Huhn wird darin nur schlafen und verzeiht mir ganz bestimmt diesen Makel 😉 Wenn nicht, versuch ichs mit Bestechung. Mehlwürmer etc. Das zieht immer 😉

Der Auslauf: Wiese halt. Nach dem Wissensschatz den ich mir aneignete, lernte ich schnell, dass eine große offene Wiese für mich, Kater und ggf. Hund zwar echt cool is, ein Huhn das aber nicht ganz so spannend findet. Die Größe des Auslaufs wurde beim Bau des Zauns nach gefühltem Gusto festgelegt. Ich las irgendwo 10m² pro Huhn seien okay. Kommt etwa hin. Nun begann ich in der Front des Hauses einen Teich anzulegen. Ich mag Wasser im Garten einfach. Alle Erde habe ich aufgehäuft, mit dem Gedanken daran, dass die Hühner gewiss gern darin scharren. Der Teich hat keine bestimmte Form und erinnert mehr an ein ungleichmäßiges Loch im Boden. Er sollte nur als Tränke der Hühner dienen. Der nächste glückliche Zufall bestand darin, dass mein Nachbar einen Sanddornbaum fällen wollte. Ich konnte ihn davon überzeugen, dass ich ihn ausgrabe und bei mir pflanze. Jetzt steht er, sowie ein paar kleinerer Stecklinge, auf dem Erdhaufen. Später kam ein Olivenbaum dazu, den gabs im Angebot im Supermarktdiscounter. So blieb es dann ein halbes Jahr etwa stehen. Die Bäume sind gut angegangen und haben schon die ersten Stürme überstanden.

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Jetzt die Reihe glücklicher Zufälle: Ebay Kleinanzeigen. Was man da geschenkt bekommt ist unfassbar. Ich bekam über 40 Fenster für Umme. 1 ging beim Transport kaputt, eines beim Einbau. So hatte ich ein Fenster 1,5m*1,5m und ein Fenster 0,5m*1,5m mit einem Sprung. Am Haus stand ein äußerst baufälliger Schuppen. Also was macht der Bub? Ziegel vom Schuppen runter, Bretter von den Wänden reißen und dann den Einsturz einleiten. So hatte ich fix alle Werkstoffe beisammen, die ein Stall so benötigt. Ich ging in die Wiese(alte Pferdekoppel) und steckte Pfosten in den Boden wo später mal der Stall stehen soll. Einen Bauplan hatte ich nie. Für Ideen habe ich nach Bauplänen gesucht, aber genutzt habe ich keinen davon. An Werkzeugen hatte ich zur Verfügung: Akkuschrauber, Zollstock, Handkreissäge, Stichsäge, Wasserwaage (kam nicht zum Einsatz).

Um den Ärger mit dem Bauamt zu umgehen soll der Stall beweglich sein. Ich habe also am Boden ein „Fundament“ aus Steinplatten gelegt, darauf Holzbalken vom Schuppen, darauf dann den Boden geschraubt. Kann jederzeit mit einem Radlader oder Gabelstapler umgestellt werden. Da ich von Natur aus faul bin, nahm ich ein paar Bretter die gleich lang waren und schraubte sie so lange nebeneinander auf die Balken bis die Bodenfläche fertig war. Sie beträgt etwa 3*2m. Dann wurden die Wände hoch gezogen. Ständerbauweise wie bei einem Haus funktioniert super. Die 2 gesprungenen Fenster habe ich ebenfalls verbaut. Der Sprung ist den Hühnern gewiss egal. Abkleben mit Panzertape und die Gläser gegen Verschieben mit Brettern fixiert. Nicht sehr modisch, eher funktional. Als Inneneinrichtung habe ich 2 Bretter zu einem X verschraubt, das Ganze 4x angefertigt, und darauf einen Holzpfosten von der Pferdekoppel geschraubt. Nun am Boden festschrauben und die Sitzstangen sind fertig. Das Legenest habe ich von einem Bekannten günstig bekommen, da es für seinen Stall zu groß war. Ist ein geschlossener Kasten mit Loch im Boden durch das die Eier auf ein Rost aus Hasendraht fällt. Dieser kann herausgezogen werden. Kostete mich 10€ und ein Bier ?

Die Bilder zeigen verschiedene Stadien des Baus. Der Stall sieht sehr baufällig aus, was daran liegt, dass die Bretter zum Teil eingerissen waren oder schlichtweg schief und unterschiedlich breit. Um es dicht zu bekommen habe ich entsprechend verschraubt. Der kleine Sichtschutzzaun hat mittlerweile auch schon das Zeitliche gesegnet und sich mehr oder weniger spontan im Garten verteilt während des letzten Sturms.

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Mit Dach und Fenstern, man sieht bereits das Sandbad sowie die Anfänge des Teichs.

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Hier wurde das Fenster mit halbem Rahmen verbaut, da die Schrauben im Plastik echt gut hielten. Das Dach auf den Bildern ist bei einem Sturm schlichtweg weggeflogen und zerschellt. Wurde komplett ersetzt.

Letzte Woche regte sich mein Nachbar wieder über eine Weide am Grundstücksrand auf, da die Äste immer einen Bewegungsmelder auslösen und so quasi die ganze Nacht über eine Festbeleuchtung dessen Garten beleuchtet. Hier wollte ich ein paar Weidensteckruten schneiden. Im Endeffekt habe ich den Baum gefällt und anstatt einen Zaun um den Garten zu bauen (zu wenige Weidenruten in angenehmer Größe) habe ich nun den Hühnerstall damit eingefriedet. Hierfür benötigte ich einen Spaten, eine Säge und eine Rosenschere. Die Ruten werden am unteren Ende keilförmig angeschnitten und im günstigsten Fall von allen Seitentrieben befreit. (Diese Erkenntnis kam mit nach etwa 15m Zaun) Mit dem Spaten lockere ich die Erde etwas. Einfach Spaten in den Boden treten, etwas hin und her wackeln und herausziehen. Nun die Weiden in den Boden stecken. Durch das Vorstechen mit dem Spaten kommt man ohne große Anstrengung auf 30-40cm Tiefe. Das sieht dann so aus: |\\\\\\. Nun habe ich eine Seite komplett fertig und stecke und verflechte weitere Ruten in Gegenrichtung. |XXXXXXXXX.

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Rechts sieht man das Gestrüpp bevor ich anfing die Seitentriebe zu entfernen, mittig das fertige Geflecht, Links einseitig in den Boden gerammte Ruten. Weitere Beispiele und ansehnliche Bilder bekommt man, in dem man die Suchmaschine mit „Bauen mit Weiden“ füttert. Das funktioniert mit fast allen Gewächsen (Bäume am Spalier). Hainbuche und Hasel sollen ebenfalls vortrefflich geeignet sein. Auf Youtube gibt’s auch ein paar nette Videos zu dem Thema, in denen ein paar Pioniere ganze Häuser pflanzen. Ich hatte nunmal Weiden an der Hand und bin eher ungeduldig 😉 Weiden wachsen ohne größere Probleme und ohne Düngung bis zu 2m im Jahr!!! Etwa 1cm Dicke können sie pro Jahr zulegen. Der Baum den ich fällte war etwa 8 Jahre alt und hatte einen Umfang von geschätzten 35cm! Er war 5-6m hoch! Im ersten Standjahr müssen alle neuen Triebe entfernt werden. Die Kontaktstellen dürfen nicht locker sein. Bei mir sind sie stramm verflochten. Zusammenbinden /-schrauben ist alternativ möglich. Weiden und Sanddorn zählen für mich zu den Unkrautgewächsen. Die Reben einfach in den Boden stecken und etwa 90% gehen an. Der Rest wird ersetzt.

Großer Vorteil des Weidenzauns: Er spendet natürlichen Schatten. Durch das Zusammenwachsen bildet sich ein zusammenhängenden Organismus. Sollten die Hühner die Wurzeln zerhacken, wird der Zaun von den „Nachbarn“ weiter ernährt. Er passt in jeden Garten ohne fremd zu wirken. Weiden sind Flachwurzler und der Zaun kann mit einem PKW aus dem Boden gerissen werden. Weiden wachsen schnell und liefern Reparaturmaterial an Ort und Stelle. Durchgängig und kostenlos. Weiden sind gutes Ziegenfutter. Abgefressene Blätter wachsen binnen Wochen nach. Leicht zu verarbeiten. Viel Laub zum Scharren.

Großer Nachteil: Weiden wachsen verdammt schnell 😉 Weiden sind instabiler als andere Gehölze wie Hasel oder Hainbuche. Hochklettern is nich für Menschen. Weiden stinken bestialisch beim Verbrennen 😉 Viel Laub zum Wegfegen. Leider verliert die Weide nicht nur Laub im Inneren des Stalls. Ich versuche das Manko zu kompensieren, indem ich das Geflecht leicht nach Innen geneigt lasse. Weiden vermehren sich rasend schnell in der gesamten Umgebung. Junge Triebe stellen aber für einen Rasenmäher kein größeres Problem dar. Alternativ ausreißen. Werden aber wieder kommen!

Vorteil Hasel: bedeutend stabiler, Hartholz, bei Drechslern beliebt, relativ langsamer Wuchs, wenige Ausläufer, Nüsse.

Vorteil Hainbuche: nochmal stabiler, dichter Bewuchs und damit starker Schattenwurf, Lebensraum für viele Vögel. Gutes Brennholz zum Anfeuern oder Schwenken, Räuchern,…

Nun besteht der Hühnerstall also aus Auslauf, Stall und Wasserquelle. Etwas Sichtschutz muss also her. Hier habe ich 3 Eichen gepflanzt und plane 2-3 Johannisbeersträucher. Im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung Stämmchen einzusetzen, da Hühner die Blätter bis Sprunghöhe abfressen, sehe ich dies gerade als größten Vorteil des Strauchs. Kostenloses Futter und Beschäftigung. Von Blättern einmal abgesehen wachsen dort auch Beeren und die Insektenvielfalt die sich versammelt, ist auch ein Leckerbissen.

Der Sanddorn ist winklig gepflanzt und wird durch 2 Stützen gehalten. Er dient als Nahrungsquelle, Versteck und Klettermöglichkeit. Naja ok. Ein Sturm hat ihn um gedrückt 😉

Nachdem der Zaun fertiggestellt ist, wird aus wasserfestem Holz eine halboffene Hühnerleiter gebaut. „Kreisförmig“ mit einem Boden der Wasserdurchlässig ist. Da der Teich stellenweise 1m tief ist wird so verhindert, dass die Hühner ertrinken, sollte die Neugier sie ans Wasser führen. Über Kiesbett und größere Steine können sie so am Wasser verweilen, trinken, sonnen, spielen und all das sogar überleben.

Am Hühnerstall wachsen 3 Rosen, diese gab es für je 1€ im Supermarkt. Bei dem Preis kann man kaum was falsch machen.

Wenn der Teich abgesichert ist, muss die Tränke und der Futterautomat gebaut werden. Eine Regenrinne bringt Wasser in ein Fass. Bevor dieses überläuft geht das Wasser in den Teich, der auch Grundwassergespeist ist. Vom Fass aus soll das Wasser in die Tränke laufen, um durchgängig frisches Wasser zu gewährleisten. Vitaminzusätze gebe ich dann direkt in die Tränke. Stichwort: Mauser und Impfung.

Der Futterautomat wird spannender. Hier möchte ich hüfthoch ein Fass anbringen. Am Boden geht ein normales 50er Abflussrohr am Stall entlang, teilt sich nach innen und außen (Mardersicher durch engmaschigen Draht) und füllt je einen Futterautomaten. So die Theorie.

Ferner ist es ein Problem, dass Hühner im Winter längere Zeit im Licht verbringen möchten. Hierfür habe ich für mich die Lösung gefunden, als ich letzt am Grabbeltisch war. Eine solarbetriebene Lichterkette. Kaltweiß und Warmweiß. Hier ist darauf zu achten das billigste Produkt zu kaufen, was man finden kann. Gute Lichterketten haben eine sehr gute Energiebilanz und leuchten ab der Dämmerung (schalten sich automatisch ein) 6-8 Stunden lang. Eine Billige jedoch nur 2-3 Stunden. Durch 2 kleine Ketten mit je einem Lichtspektrum wird ziemlich viel abgedeckt. IR und UV fehlen, aber das soll kein K.O.-Kriterium sein, da normale Lampen das auch nicht anbieten 😉 So wird der Tag künstlich etwas verlängert, wenn der Akku aufgibt, „dimmt“ sich das Licht automatisch bis zum vollständigen Erlischen. Kostenpunkt liegt bei etwa 10€ pro Kette.

Ställe für Hühner müssen nicht gedämmt werden. Richtig. Aber eine Dämmung schluckt Schall. Ich werde 2 Lagen 3cm Styropordämmung an den Wänden anbringen und dann wieder eine Holzvertäfelung die vom Grundgerüst durch Gummiauflagen gelöst ist. So gibt es auch keine Schallbrücken. (Stichwort: Trittschall, Körperschall) Als Einstreu nehme ich Heu, da ich davon einen sehr großen Vorrat habe. War Bestandteil des Hauses.

Milben und vergleichbare Parasiten setzen sich in Rillen und Nischen fest! Sehr guter Einwand. Hier spielt es jedoch keine Rolle, ob das Haus aus Stein oder, wie in meinem Fall, aus sehr alten wettergegerbten Holzbrettern gebaut wurde. Wird nicht gereinigt, hat man den Schlamassel 😉 Es kann durch die Bauweise nicht dicht werden, und ich halte persönlich nichts von hermetisch abgedichteten Räumen. Ich lebe in einem Fachwerkhaus und wer einmal in einem Fachwerkhaus schlief, stellt sofort den Klimaunterschied fest. Das Haus kann „atmen“. Ebenso soll es im Hühnerstall sein. Styropordämmung, da es geschlossenzelliger Schaumstoff ist und sich nicht mit Wasser vollsaugt. Alles Andre erledigt ein Hochdruckreiniger mit anschl. Desinfektion. Stein ist kalt. Holz fühlt sich natürlich und warm an. So meine persönliche Meinung.

Geplante Änderungen: Der Boden muss weiter versteift werden. Biegt sich etwas durch wenn ich auf einem einzelnen Brett stehe. Der „Zaun“ wird bepflanzt. Mit Wein und Hopfen. „Echte“ Solarpaneelen aufs Dach, die einen Kleinst-PC speisen, über den ich mit 3-4 Webcams das Areal der Hühner überwachen kann. Ggf eine Erdwärmeheizung im geschlossenen Kreislauf. Etwa 2m tief graben, 3 Rillen, dann ein „U“ mit 5cm Abflussrohren legen, und alles wieder zuschütten. Die Rohre verlaufen durch den Boden und die Wände und sorgen durch den Kamineffekt für eine Zirkulation was im Sommer wie Winter 3-4° ausmacht. Im Winter wärmt es, da der Boden in der Tiefe nich friert und warme Luft aufsteigt, im Sommer ist die Luft unten kälter und kühlt die im Rohr vorhandene Luft. Rein passiv. Vor dem Südfenster wird ein Busch gepflanzt, oder dieses wird in den Auslauf integriert (je nachdem wie viele Weiden ich haben werde), da die Sonne direkt auf das Fenster knallt, und mir das trockene Heu im Inneren sorgen bereitet 😉 Die angesprochene Isolation. Die Tür wird etwas anders gelöst und abschließbar.

Bilder vom fertigen Zustand werden nachgereicht sobald der Stall bewohnt ist, sprich: im späten Frühjahr.