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Der Zuchtstamm bei der Rassezucht

Es ist schon erstaunlich, dass sowohl die großen Hühnerrassen, wie etwa die Malaien, die selben Vorfahren haben, wie die kleinen Bantamhühner. Sie alle stammen vom Urhuhntyp dem Bankivahuhn ab, aus dem sich durch Zähmung und künstliche Zuchtauswahl eine Vielzahl von Haushuhnrassen und -schlägen gebildet hat.

Die Nachzüchtungen entfernen sich dabei immer weiter vom ursprünglichen Stammhuhn. Vor allem dem Körperbau ist eine der wohl gravierendsten Veränderungen gegenüber dem Wildhuhn wiederfahren.

Inhaltsverzeichnis

Die Figur des neuzeitlichen Huhns ist eher walzen- oder eiförmig, nur wenige Hühnerrassen erinnern noch an das hochgestreckte Wildhuhn. Am ähnlichsten sind ihm noch die heutigen Kampfhuhntypen. Die menschliche Züchtung hat aber nicht immer nur Gutes, wie etwa die Steigerung der Fruchtbarkeit, der Legeleistung oder des vermehrten Fleischansatzes hervorgebracht. Vielmehr sind auch Hühner entstanden, die gegenüber dem Wildhuhn so stark verändert wurden, dass ihre Weiterzüchtung aus tierschutzrechtlichen Gründen untersagt ist – weil ihnen beispielsweise der Schwanz samt Schwanzwurzel abgezüchtet wurde, was den natürlichen Tretakt kaum noch möglich machte.

Zuchtziel: Erhalt der Rassen

Viele Hühnerrassen sind reine Zufallsprodukte – entstanden aus der „wilden“ Verpaarung unterschiedlicher Rassen. Zu Beginn der Hühnerzucht legte man kaum Wert auf Produktivität, vielmehr stand das Huhn als Kultfigur oder wurde zu Kampfzwecken eingesetzt. Fleisch, Eier und Schönheit spielten erst viel später eine Rolle in der Hühnerzucht. Durch gezielte Zucht wurden sie den menschlichen Bedingungen und Vorstellungen angepasst. So hat die kommerzielle Hühnerzucht zahlreiche neue Rassen und Farbschläge hervorgebracht, wohingegen die alten Landhuhnschläge oftmals vernachlässigt wurden und etliche Rassen ausstarben.

Auch die Rassegeflügelzüchter konnten durch ihre Arbeit nicht jeden alten Schlag vor dem entgültigen Verschwinden bewahren, haben durch die Weiterzüchtung seltener Rassen jedoch sehr wohl wichtige Genreserven für die nachfolgenden Züchtungen bewahrt. Bei der heutigen Zucht steht also nicht das hervorbringen neuer Hühnerrassen im Vordergrund, sondern der Erhalt der bestehenden, der alten und seltenen Rassen, um die genetische Vielfalt zu bewahren.

Grundlagen der Verpaarung

Die Grundlagen für die richtige Verpaarung bilden die rassespezifischen Eigenheiten. Nur vitale und leistungsfähige Hühner sollten zur Nachwuchsproduktion herangezogen werden. Schlechte, zu langsam entwickelte Hühner oder Exemplare mit gravierenden Fehlern gehören nicht in die Zucht! Auch Tiere mit gleichen Fehlern sollten nicht miteinander verpaart werden. Das Ziel ist es, mit der Nachzucht mindestens die Qualität der Eltern zu erreichen, im Idealfall zu verbessern. Die Vermehrung von Hühnern ist ein Kinderspiel, eine echte Zucht, bei der Schönheit und Leistung dem Rassestandard entspricht, hingegen eine Herausforderung, die einiger Überlegung bedarf. In die Zucht gehören daher nur die Besten Tiere – in den Hinterkopf des Züchters die Musterbeschreibung, nach der er die Zuchtpaare zusammenstellt! Es ist also wesentlich sinnvoller, nur mit wenigen Hühnern zu züchten, dafür aber mit den besten.

Auswahl der Zuchtstämme

Die Zuchtstämme sollten mit viel Bedacht und Überlegung zusammengestellt werden und sich danach richten, welche Hühner mit welchem Hahn die besten Nachzuchtergebnisse liefern könnten. Am effektivsten ist dabei die Abstimmungskontrolle per Fallnest, wodurch jeder Henne genau die erbrachte Nachzucht zugewiesen werden kann, was für den weiteren Zuchterfolg natürlich sehr vorteilhaft ist. Sind keine Fallnester vorhanden, so bringt eine 1 zu 1 Verpaarung ebenfalls die gewünschte Sicherheit.

Eier im Legenest gezielt zuordnen

In den wenigsten Fällen ist das jedoch im Sinne des Hobbyhühnerhalters. Hier empfehlen sich, um nicht die Übersicht zu verlieren, Zuchtstämme mit einem Hahn pro drei bis vier Hennen. Mindestens drei, besser sechs Wochen vor der angestrebten Brut sollte der Stamm dann einzeln gehalten werden, damit sich die neue Herde aneinander gewöhnen und eine eventuelle Fremdbefruchtung ausgeschlossen werden kann. Im schlechtesten Fall können die Eier einer Henne nämlich noch nach bis zu dreißig Tagen von einem anderen Hahn, als dem für die Zucht auserwählten, befruchtet sein!

Jedes Jahr frisches Blut durch zugekaufte Hähne anderer Linien einzubringen ist zwar keine schlechte Idee, birgt aber den Nachteil, dass es viel Unruhe in die Herde bringt. Letztendliche ist ein gewisses Inzuchtmaß auch in der Natur gegeben und lässt den qualitativen Zuchtfortschritt schneller voranschreiten. Zu viel Inzestzucht kann jedoch zu einer großen Inzuchtdepression führen, die mit einem Leistungs- und Vitalitätsabfall einhergeht. Um dieses Problem zu umgehen, ist es sinnvoll, mehrere parallele Zuchtstämme zu halten und so eine breite Zuchtgrundlage zu schaffen.