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DomestizierungVom Dschungel in die Mastanlage

Schon seit Jahrtausenden macht sich der Mensch das Huhn als Nutztier Untertan.

Wirft man einen Blick auf die Haltungsformen, so reicht diese von wilden Dschungelexistenzen, bis hin zum Hochleistungstier in riesigen Massenhaltungsanlagen.

Eine spannende Geschichte mit einem raschen, aber traurigen Werdegang eines einst wilden Reptils.

Inhaltsverzeichnis

Kampfgeist und Schönheit – unveränderte Zuchtziele

Vom tonnenschweren Raubsaurier zum flugfähigen Federvieh brauchte das Huhn etliche Millionen Jahre. Im Laufe der Evolution tauschte es den schuppigen Echsen-Panzer dann gegen ein prächtiges Federkleid. Als Urahn aller heutigen Hühnerrassen gilt dabei, neben weiteren drei Wildhuhnarten, das Bakivahuhn. Im Fachjargon auch als Gallus gallus bekannt, war und ist es in den weiten Dschungellandschaften Südostasiens ansässig. Mit diesem wildlebenden Huhn ging der Mensch schon vor mehr als 5000 Jahren eine Beziehung ein. Zunächst nur zaghaft, dann aber immer interessierter könnte der Mensch aufs Huhn gekommen sein. Bereicherten doch Eier und das wohlschmeckende Fleisch sicherlich schon in der Jungsteinzeit den Speiseplan. Vielleicht konnten zudem die Hähne mit ihrem schillernden Gefieder und den imposanten Kämpfen beeindrucken. So versuchte sich der Mensch an der Zähmung einiger wilder Exemplare und kreuzte immer wieder wilde Rassevertreter mit den gewünschten Eigenschaften ein. Ein Sprung in die Gegenwart zeigt, dass sich die züchterischen Bemühungen kaum verändert haben. Noch heute wird hinsichtlich Schönheit, Kampfeslust, Widerstandsfähigkeit, Legeleistung und Mastfähigkeit verpaart.

Die Domestizierung – aus wild mach zahm

Irgendwann im Laufe der Epochen begann die Ausbreitung der bereits domestizierten Hühner. Sie waren nicht mehr nur auf den asiatischen Raum begrenzt, sondern gelangten mit den frühen Seefahrernationen nach Ägypten und sogar bis nach Europa. Hier ist es den Römern zu verdanken, dass das Huhn mehr und mehr an Beliebtheit erlangte und die gezielte Zucht vorangetrieben wurde. Zunächst wurden die asiatischen Mitbringsel allerdings vornehmlich für Kultriten und Bestattungszeremonien verwendet. Sie wurden verehrt und bewundert ob ihres Stolzes und der enormen Kampfeslust. Kein Wunder, dass die Hähne gar dem Kriegsgott Mars geweiht wurden. Dennoch schätzten die Römer auch das Fleisch und die Eier der frühen Hühnerrasse und begannen, ihre Zucht daraufhin zu selektieren. Immer mehr verbreitet sich die Hühnerhaltung und die Lust an Pracht und Fleisch bescherte ihnen einen regelrechten Aufschwung. Sogar in Parks und Gärten betuchter Adeliger wurden Hühner als ausgefallene Exoten gehalten und zur Schau gestellt. Mehr und mehr wuchs ihr Ansehen im Mittelalter. Langsam aber sicher entwickelten sich daher weitere Hühnerrassen: Einige, die hinsichtlich ihrer Legeleistung gezüchtet wurden, einige als Fleischlieferanten und wiederum andere ausschließlich der Zier wegen.

Gezielte Zucht – die Geburtsstunde des Industriehuhns

Bis heute ist das Huhn auf der ganzen Welt als Nutztier und Haustier stark verbreitet. Mehr als 150 verschiedene Hühnerrassen haben sich im Laufe der züchterischen Evolution entwickelt. Sie lassen sich in unterschiedliche Kategorien einteilen, je nach Verwendungszweck. Als reine Schautiere kategorisiert man die Kämpfer-, Zwerg- und Langschwanzrassen, für den Gaumen sind es die Legehühner, die Fleischhühner und die Zwiehuhnrassen, die eine Mischung aus Lege- und Fleischhuhn in sich vereinen. Neben den „normalen“ Hühnerrassen sind aber auch Hybridrassen vertreten. Sie dienen jedoch weniger dem Hobbyhühnerzüchter, sondern vielmehr der industriellen Fleisch- und Eiergewinnung. Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts lernte man nämlich den ungeheuren wirtschaftlichen Wert von Hühnern zu schätzen. Ganz gezielt selektierte und verpaarte man nun die Hühnerrassen mit den gewünschten Eigenschaften – schneller Fleischansatz oder hohe Legeleistung. Die Geburtsstunde der Produktionshühner, die fortan in Legebatterien und Großraumzuchtanlagen ihr kurzes Dasein fristen sollten. Deutlich besser getroffen, zumindest aus Sicht des Huhns, hat es die „echten“ Rassehühner. Sie verdanken ihr Überleben nicht selten ambitionierten Hühnerzüchtern, die aus wenig Zuchtmaterial eine Erhaltungszucht auf die Beine stellten. Rassen, die einst ihres Nutzens wegen geschätzt waren und durch die Industrialisierung der Hühnerzucht effizienteren Hybriden weichen mussten, erfreuen sich eines recht soliden Bestands. Jetzt zählen „Überbleibsel“ wie Welsumer, New Hampshire, Noord-Holland oder Barnevelder zu den Liebhabertieren, die aber von ihren einstigen Eigenschaften bis heute nichts eingebüßt haben.

Rassestandards dank Präsentations-Sucht

Auf Gemälden aus dem späten Mittelalter und der frühen Neuzeit entdeckt man sie immer wieder: prächtige und mitunter exotisch anmutende Hühnerrassen, die bis heute existieren. Zum Beispiel die kleine Hühnerrasse der Chabos, die auffälligen Haubenhühner oder die federfüßigen Hühnerrassen. Reinrassigkeit war zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht Thema Nummer eins. Viel wichtiger war die exotische Optik, auf Rassereinheit wurde nur wenig Wert gelegt. Das änderte sich erst im 18. Jahrhundert, als man Rassehühner als Schautiere hielt und in Lustgärten und Parks zur Schau stellte. Kaum eine wohlhabende Persönlichkeit dieser Epoche ließ es sich entgehen, seinen Reichtum mit hübschen, aber kaum bekannten Zierhuhnrassen aus dem Ausland zu präsentieren. Im Laufe der Zeit entstand aus dieser einfachen „zur Schau Stellung“ der Wunsch, bestimmte Merkmale einer Rasse genauer festzuhalten, um sie mit anderen Vertreter der Rasse vergleichen zu können. Eine Art Standard für eine bestimmte Rasse, die den idealen Rassevertreter genau beschreiben sollte und der als Anreiz für die eigene Zucht galt. So bildeten sich schließlich immer mehr Rassestandards für die unterschiedlichen Hühnerrassen. Immerhin konnte man sich nun auf Ausstellungen und Veranstaltungen mit der Konkurrenz messen, denn ein Richter entschied über die Einhaltung des Rassestandards und kürte die schönsten Rassevertreter. Die ersten Ausstellungen dieser Art fanden allerdings erst Anfang des 19. Jahrhunderts statt, doch so richtig populär wurden sie erst Mitte des 19. Jahrhunderts. Eine Zeit, zu der sich auch die ersten Züchterverbände entwickelten. Heute gehören Zuchtverbände und Rassestandards zur Hühnerzucht, wie das Salz in die Suppe. Übrigens ein sehr populäres Hobby und noch dazu auf der ganzen Welt verbreitet.

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