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Proteine in der HühnerzuchtMehlwürmer, Milchprodukte, Soja und Eiweis

Einige Eigenschaften und Verhaltensweisen unserer Haushühner haben Domestikationsprozesse unbeschadet überstanden. Da das Haushuhn vom Wildhuhn abstammt und auch die „modernen“ Züchtungen mit kurzen Flügeln und schweren Körpern dem „Wilden“ im Huhn keinen Abbruch getan hat, sind viele dieser Eigenschaften bis heute erhalten geblieben. Leider sind bei all der Domestikation einige wichtige Eigenschaften und Verhaltensweisen in Vergessenheit geraten – nicht etwa bei unseren Hühnern, sondern bei seinen Haltern. Nicht gedeihen wollende Küken, schlecht legende Hennen und wenig fleischige Hähne sind nur eine Auswahl der Probleme, mit denen sich auch „alte Hasen“ mitunter plagen müssen. Oft ist es die vieldiskutierte Fütterung, an der sich dann die Geister scheiden, vor allem, wenn es um Proteine in der Hühnerzucht geht.

Die Antwort auf viele Fütterungsfragen gibt ein Blick auf das natürliche Verhalten.

Inhaltsverzeichnis

Was frisst das Huhn

Das Nahrungsverhalten ist unserem heutigen Haushuhn, wie zahlreiche andere Verhaltensweisen auch, erhalten geblieben und das, trotz langer Domestikationsprozesse. Das Wildhuhn bediente sich ursprünglich von einer ganzen Palette an Nahrungsmitteln. So zählten nicht nur viele verschiedene Sämereien, Knospen und Pflanzenteile zur Nahrungspalette der wilden Hühner, sondern insbesondere auch tierische Proteine, die sie mit Larven, Würmern, Insekten und mitunter sogar kleinen Wirbeltieren wie Mäusen deckten. Noch mit dem Beginn der „Vergesellschaftung“ mit dem Menschen waren die Hühner in Punkto Futter sich selbst überlassen. Sie lebten weiterhin am Rande der Siedlungen und ernährten sich von dem, was sie finden konnten. Hühner sind also keineswegs Vegetarier und ausschließlich Körner- und Grünzeugfresser, wie oft angenommen wird, sondern echte Allesfresser. Dementsprechend ist ihr Körper auch auf das „Alles“ angewiesen: Pflanzliche und tierische Nahrungsbestandteile!

Fütterung früher

Das Huhn traf erst sehr spät auf den Menschen – zumindest im Hinblick auf die Entwicklung der menschlichen Zivilisation. Während der Mensch sich der Hühnerhaltung, vornehmlich der Hahnenkämpfe wegen, erstmals vor gut 4500 Jahren widmete, wurde das Huhn als „Nutzvieh“ erst viel später interessant. Zunächst galt es lange Zeit lediglich als Eierlieferant und wurde erst geschlachtet, wenn die Produktion allmählich versiegte. Deutlich später kam dann die intensive Fleischnutzung hinzu. Gerade zu Beginn der Haltung als Haustier kümmerte sich der Mensch kaum um die Fütterung der Hühner – und wusste auch nicht viel über ihre Bedürfnisse. Dass Hühner Steine aufnehmen müssen, um im Muskelmagen bei zermahlen der Körner zu helfen, wurde zum Beispiel erst 1685 von Samuel Collins entdeckt.

Fütterung der Hühner mit Resten

Da den Hühnern vorgeworfen wurde, was der Mensch an Speiseresten übrig ließ und was sich die Tierchen selbst erpickten, waren ihre Leistungen über das Jahr gesehen erheblichen Schwankungen unterlegen. Immerhin war die Ernährung abwechslungs- und proteinreich, da sie nicht, wie heute häufig anzutreffen, nur aus Körnerfutter und ein wenig Auslauf bestand.

Proteine ja oder nein?

Wer aufmerksam gelesen hat, kann die Frage sicherlich schnell mit einem lauten Ja beantworten. Da Geflügel zu den Allesfressern gehören, brauchen sie neben pflanzlichen Proteinen auch tierisches Eiweiß. Doch Proteine sind nicht gleich Proteine. Sie müssen für den Organismus Huhn auch verwertbar sein. Ein schönes Beispiel sind Quark- und Milchprodukte. Sie werden zwar überaus gerne gefressen, sind von Hühnern, bzw. Vögeln im Allgemeinen aber nicht verwertbar, da die Tiere keine Enzyme haben, um den Milchzucker für den Körper verwertbar zu machen, ihnen fehlt die Laktase! Außerdem ist der Verdauungstrakt im Gegensatz zu anderen Allesfressern, etwa Schweinen, verhältnismäßig kurz. Das Futter und somit auch das Eiweiß muss entsprechend hochverdaulich, das Verhältnis von Energie zu Eiweiß ausgeglichen sein.

Vor allem im Wachstum und während der Legeperiode benötigen Hühner eine Extraportion Proteine. Generell gilt: Die Proteinzufuhr muss an den jeweiligen Bedarf angepasst und ausgewogen sein. Ein Zuviel ist dabei genauso schädlich, wie ein Zuwenig. Zu viel Protein wird dem körpereigenen Eiweißabbau zugeführt und somit aufgespalten in Harnsäure und Stickstoff. Harnsäure ist für den Organismus giftig und wird über die Nieren mit dem Harn ausgeschieden. Zu viel Protein in der Nahrung schädigt also auf kurz oder lang die Nieren. Zu wenig Protein hemmt hingegen das Wachstum und darunter leiden nicht nur Muskeln, sondern auch Knochen, Organe und Zellen. In der Ernährung des Huhns sollten außerdem sowohl pflanzliche, als auch tierische Proteine enthalten sein, da sie sich in der Mischung der einzelnen Aminosäuren voneinander unterscheiden und gegenseitig aufwerten. Weder ausschließlich tierisches, noch ausschließlich pflanzliches Protein gilt als ausgewogene Ernährung. Teure Spezialmischungen aus dem Fachhandel kann man sich dabei in der Regel getrost sparen. Ausgewogen, abwechslungsreich und vielseitig ernährt, bekommen Hühner alles, was ihr Organismus benötigt. Und wenn es doch einmal ein bisschen mehr tierisches Protein sein muss, weil die Ausstellung ansteht, die Legeleistung nachlässt oder die Küken nicht gedeihen wollen, die Milchprodukte besser im heimischen Kühlschrank lassen und lieber der Katze die ein oder andere Dose Katzenfutter mopsen.

Für „Allesfresser“; also auch für unsere Hühner, gilt: wer keinen Pansen hat, bei dem muss eine bestimmte Menge tierisches Eiweiß im Futter vorhanden sein. Eiweiß ist nicht gleich Eiweiß, sondern besteht aus vielen verschiedenen Aminosäuren, von denen einige nur in Pflanzen, andere nur in Tieren vorkommen. Als Ersatzstoffe für tierisches Eiweiß (Protein) werden überwiegend Soja, Erbsen, Bohnen und Milcherzeugnisse genommen.