Einige dieser erstaunlichen Leistungen unseres Huhns liegt allerdings im Verborgenen und lassen sich alleine durch beobachten nicht immer erkennen.
Unsichtbare und sichtbare Faszination
Zu den sichtbaren Faszinationen des Huhns gehört sicherlich die Nahrungsaufnahme, ebenso, wie ihr Rangordnungsverhalten und ihre Kommunikation unter Gleichgesinnten. Nicht sichtbar sind hingegen die physiologischen Eigenschaften unseres Haushuhns. Erst mit dem Wissen um die verborgenen Fähigkeiten wird so manch ein hühnertypisches Verhalten erst erklärbar. Zum Beispiel bei der Nahrungsaufnahmen, wenn es darum geht, im Stall ein neues Futter einzuführen. Körner, die anfangs wählerisch verschmäht wurden, werden nach einiger Anlaufzeit plötzlich begierig zuerst gefressen. Man könnte meinen, es läge am besonderen Geschmack – der Geschmackssinn ist allerdings nur sehr spärlich ausgeprägt. Auch das Wissen um den Sehsinn gibt einige aufschlussreiche Antworten in Bezug auf das Hühnerverhalten. Etwa der typische Zickzackgang des Huhns, der absolut notwendig ist.
Auffallende Verhaltensweisen des Huhns
Rangordnung
Wesentlich „ersichtlicher“ ist hingegen das Sozialverhalten unserer Haushühner. Die Hackordnung klärt dabei nicht nur, wer den schönsten Platz auf der Stange bekommt, sondern auch, wer zuerst fressen darf. Je höher das jeweilige Huhn platziert ist, desto höher ist auch sein Rang und desto mehr wird nach „unten“ gepickt. Mit diesem Wissen ist es ein Leichtes, Rangordnungskämpfe im Zaum zu halten, einfach die Sitzstangen in einer Höhe anbringen.
Kommunikation
Die Kommunikation erfolgt unter Hühnern in der Regel durch Lautäußerungen. Sowohl das Gehör, als auch die „Sprache“ ist beim Huhn sehr gut entwickelt. Mehr als 30 verschiedene Lautäußerungen haben Hühner im Petto. Haushühner sind dabei deutlich gesprächiger, als ihre wildlebenden Artgenossen. Der Wortschatz des Haushuhns ist dem des Wildhuhns weit überlegen.
Komfortverhalten
Unsere Hühner lieben einen gewissen Komfort und natürlich muss auch Körperpflege sein. Nicht nur fressen, scharren und schlafen gehört zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Ausgiebige Sandbäder oder ein Nickerchen in der Sonne, mit abgespreizten Flügeln gehört für jede Henne zu den angenehmen Seiten des Lebens.
Bei Hähnen ist dieses Verhalten allerdings deutlich seltener zu beobachten, sie haben zu viel mit der Bewachung ihrer Hennen zu tun, als dass sie faul in der Sonne liegen könnten. Dafür können die weiblichen Herdenmitglieder in aller Ruhe der Gefiederpflege nachkommen. Vor allem nach dem morgendlichen Hoch, wenn der Magen gefüllt ist, eine willkommene Notwendigkeit, die allerdings nur in völliger Ungestörtheit vollzogen wird. Schließlich will das Gefieder auch an weniger zugänglichen Stellen geputzt werden – gut, wenn der Hahn dann über seine Hennen wacht.
Physiologische Eigenschaften des Huhns
Nahrungsaufnahme
Die Anatomie des Hühnerkopfes verlangt es, dass ein Huhn, um das vor ihm liegende Korn zu erkennen, zunächst den Kopf weit zurücknehmen muss. Erst jetzt kann es die Lage und Größe des Korns analysieren und durch eine schnelle Vorwärtsbewegung mit dem Schnabel aufnehmen. Allerdings wird das anvisierte Korn nicht immer beim ersten Anlauf getroffen. Ob ein Huhn das angebotene Futter aufnimmt, hängt in erster Linie von der Größe und Form des Korns ab, weniger von den Geschmackskomponenten. Passt das Korn dem Schluckapparat in Form und Größe, wird es aufgenommen, ansonsten verschmäht. Allerdings können Hunger, Neugier und auch die Erfahrung (Abgucken von anderen Hühnern) ein Huhn zur Aufnahme unliebsamer und großer Körner (z.B. Mais) bewegen.
Sehsinn
Mit dem Sehen ist das Huhn von Mutter Natur genau auf seine gewöhnlichen Lebensumstände bedacht worden. Das heißt, es ist mit einem hervorragenden Nahsinn ausgestattet und kann kleine Gegenstände bis zu einer Entfernung von 5 Metern hervorragend erkennen.
Dafür hapert es bei der Fernsicht. Hier sieht das Huhn lediglich große Gegenstände einigermaßen scharf und auch nur bis zu einer Entfernung von etwa 50 Metern. Die „Fehlsichtigkeit“ erklärt dabei das Revierverhalten des Huhns, das sich nur ungerne sehr weit vom heimischen Stall entfernt. Auch das räumliche Sehen ist beim Huhn eine etwas vertrackte Angelegenheit. Wieder ist die Anatomie Schuld, denn für das räumliche Sehen muss erst das eine, dann das andere Auge ein Objekt anvisieren. Hierdurch kommt es zum typischen Zickzackgang unserer Hühner, sonst wäre es ihnen kaum möglich, das Gleichgewicht zu halten und „stolperfrei“ zu gehen. Das Farbsehen ist beim Huhn übrigens sehr gut, zumindest kann es Farben bei Helligkeit gut unterscheiden. Im Dunkeln wird das Sehvermögen hingegen stark eingeschränkt – Hühner sind ziemlich nachtblind.
Besonderheiten
Um das diffizile Sehvermögen auszugleichen, sind Hühner mit einem besonderen Sinn ausgestattet. Vibrationsorgane auf der gesamten Haut und vor allem an den Beinen sorgen dafür, dass kleinste Schwingungen in Boden und Luft wahrgenommen werden. So ist es dem Huhn möglich, die Annäherung des Feindes selbst bei tiefster Dunkelheit oder aus ungünstigen Annäherungspositionen zu bemerken. Eine weitere Besonderheit ist die extreme Schwankungsmöglichkeit der Körpertemperatur. Diese liegt beim Haushuhn nämlich zwischen 39,8 und 43,6 Grad Celsius. Geregelt wird die Körpertemperatur dabei von der Zirbeldrüse. Schweißdrüsen besitzt das Haushuhn ebenfalls nicht, eine Temperaturregulierung bei Hitze erfolgt daher über den Schnabel und die Flügel. Dieser wird bei großer Hitze aufgesperrt, die Flügel angehoben, um die Luft zirkulieren zu lassen. Gerne wird der Schnabel zur Abkühlung auch in kaltes Wasser gesteckt, um das Blut der Halsschlagader und damit den erhitzten Körper abzukühlen.