Da das Huhn in einer streng hierarischen Ordnung lebt, lässt sich folglich ein Großteil der Körpersprache bei täglichen kleineren oder größeren Auseinandersetzungen beobachten. In vielen Bewegungsmustern werden die Flügel gebraucht, mit denen das Huhn einiges auszudrücken vermag.
Flügelklatschen
Ähnlich dem Krähen, ist das Flügelklatschen ein Ausdruck des Hahnes, mit dem er Selbstsicherheit ausstrahlt. Hierbei werden die Flügeldecken klatschend über dem Rücken zusammengeschlagen. Er stellt damit unter anderem seinen Revieranspruch klar, oft dient dieses Verhalten auch als Einleitung von Krährufen. Offensichtlich sind Hennen für dieses Gehabe sehr empfänglich. Es gibt Studien nach denen Hennen, wenn sie freie Wahl zwischen zwei Hähnen haben, in den meisten Fällen den wählen, dessen relative Schlagfrequenz höher liegt.
Kratzfuß
Eine Überlegenheitsgeste ist der zumeist vom Hahn angewandte „Kratzfuß“. Hier umschreitet er steifen Schrittes mit halb gesenkten Kopf die Henne. Er entfaltet dabei die Handschwinge der äußeren, also der Henne abgewandten Seite so, dass diese hörbar an den Läufen wetzt. Eine Tretabsicht wird gegenüber der Henne oft so bekundet, auch umkreisen junge Hähne in dieser Weise rangniedere Brüder. In abgeschwächter Form und mit höher gehaltenem Kopf kann ebenso eine Henne ihre Stellung gegenüber einer rangniederen Gefährten auf diese Art bekunden.
Flügelschwenken
Auch eine ganz gegensätzliche Stimmung drückt das Huhn mit den Flügeln, nämlich mit einer Art Schwenken oder Wedeln, aus. Es wird vor ranghöheren Tieren gezeigt, dessen Anblick sie stark beeindruckt. Das Gefieder am ganzen Körper ist eng angelegt, es wird sich „dünn“ gemacht. Dabei wird, eher kraftlos wirkend, zwei- oder dreimal mit den Flügeln geschwungen, zumeist kurz gezögert, bevor sich das Schwingen beim anschließenden Rückzug andeutend nochmals wiederholt.
Flügelheben
Diesem Verhalten ähnlich ist das Flügelheben. Droht eine Henne einer anderen und kommt, nachdem diese ausweicht, ungewollt vor eine ranghöhere, die nun zurückdroht, senkt erstere schnell den Kopf und hebt im Wegdrehen die Flügel. Diese Entschuldigungsgeste wird zumeist anerkannt und die versehentlich Drohende muss keine Konsequenzen von der ranghöheren Henne fürchten.
Drohen
Das Drohen dient generell zur Betonung der Stellung in der Gruppe. Es signalisiert Kampfbereitschaft. Hähne drohen im Gegensatz zu Hennen stumm. Sie stellen sich dazu meist seitlich zum Kontrahenten, der Schwanz wird etwas nach der Seite des Gegners gestellt. Die äußere Schulter wird angehoben und die dem Bedrohten zugewandte etwas gesenkt. Die entstehende Körperhaltung erinnert ein wenig an den „Kratzfuß“, das Entfalten der Handschwinge fehlt hier allerdings.
Wenn Hennen drohen tun sie dies hoch aufgerichtet, mit anliegendem Gefieder, angehobenem Flügelbug und deutlich gesenkten Spitzen der geschlossenen Flügel. Die ganze Körperform wird jetzt kantiger, graziler. Steht ein Kampf bevor, wird außerdem das Halsgefieder gesträubt und der Schwanz weit gespreizt.
Glucken
Eine Art Sonderform, da im Normalfall nicht das ganze Jahr über zu sehen, ist die Körpersprache der Glucken.
Während andere Hennen ihr Gefieder dabei eher anlegen, sträubt die Glucke ihres in den meisten Fällen schon bei kleinsten Störungen. Durch ihren veränderten Hormonhaushalt sind sie zumeist aggresiver und schrecken oft auch nicht davor zurück, sich schreiend auf einen großen Hund zu stürzen. Wird sie mit ihren Küken beispielsweise von einer ranghöheren Henne oder einem Hahn bedrängt, sträubt sie das ganze Gefieder, die Flügel nach den Seiten und unten entfaltet, der Kopf dabei untertänig gesenkt. Dies ist eine rein defensive, der Abschreckung dienende Haltung, die im Regelfall zum Erfolg führt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie sich schlussendlich vom Störenfried abwendet, womit sie ihr Gesicht versteckt.
Das Verstecken des Gesichtes hat nicht nur bei Glucken Methode. Auch besiegte Hähne tun, können sie nicht flüchten, dies und stecken ihren Kopf mitunter in Hohlräume oder Ecken. Damit verschwindet für den Gegner der Anreiz zu neuem Angriff. Hühner erkennen sich gegeseitig am Gesicht und ein Verstecken dieses zügelt alsbald die Wut des Gegners.
Etwas, das Hühner, zum Beispiel im Gegensatz zum Truthahn nicht kennen, ist eine echte Demuthaltung. Wohl legen sie ranghöheren Artgenossen gegenüber untertäniges Verhalten an den Tag was den Gegner meistens dazu veranlasst, dem Unterlegenden nicht weiter nachzustellen. Stillhaltend dem Stärkeren jedoch ihre verletzlichste Stelle anzubieten, wie es etwa der Wolf tut, wenn er dem Gegner den Hals darbietet, was dieses dann hemmt zuzubeißen, ist den Hühnern fremd.