Per Definition versteht man unter Federpicken das Herausrupfen von Federn bei Artgenossen. Diese werden aber nicht nur herausgezogen, sondern auch von dem jeweiligen Huhn verzehrt.
Als Kannibalismus bezeichnet man das Ziehen und Picken an der Haut anderer Hühner. Oft lässt sich Kannibalismus bei Hennen beobachten, die zuvor bereits Federn gepickt haben und dadurch im wahrsten Sinne des Wortes auf den Geschmack gekommen sind. Hier kommt es häufig zu stark blutenden Wunden an der Kloake.
Schnell Handeln
Meist beginnt eine einzelne Henne mit dem Federpicken. Es dauert dann nicht lange bis andere Hühner sich dieses Verhalten abschauen. Daher sollte man frühzeitig handeln. Wie genau, das erläutern wir im Folgenden.
Lange Zeit ging man davon aus, dass Federpicken und Kannibalismus unter Hühnern rein psychische Probleme seien. Auch als rein aggressionsmotiviertes Verhalten sind diese Störungen des Bepickens der eigenen Artgenossen nicht zu erklären.
Ursache des Federpickens
Hühner, die Federn fressen, drücken damit eine Beeinträchtigung ihres Wohlbefindens aus. Als Halter stellt sich nun die Frage, warum sich die Hühner nicht wohl fühlen und was man machen kann.
Anzeichen für das Federpicken
Bei regelmäßiger Bestandskontrolle durch den Hühnerhalter können Hühner, die zu Kannibalismus oder Federpicken neigen, meistens lokalisiert werden, bevor sie den Artgenossen größeren Schaden zugefügt haben.
Indikatoren wie verstärkte Unruhe oder Schmerzlaute deuten auf Unstimmigkeiten im Bestand hin und sollten genau beobachtet werden.
Oft fressen federpickende Hühner im Vorfeld schon jede auf dem Boden verfügbare Feder auf, der Übergang zum Kannibalismus verläuft dann meist fließend. Solche Tiere sollten frühzeitig aus dem Hühnerbestand separiert werden, denn durch soziales Lernen kann sich das Federpicken von einzelnen Exemplaren rasch auf andere Hühner ausbreiten.
Ist das nicht möglich, kann die Erhöhung der Beschäftigungszeit mit Futter oder eine Reduktion der Beleuchtung erste Abhilfe schaffen.
Sofortmaßnahmen: 4 Tipps, die Federpicken und Kannibalismus sofort lindern
Entscheidend ist es die Ursachen, die das Federpicken hervorgerufen haben, zu finden und zu beseitigen. Ergänzend helfen diese 4 Maßnahmen diese Unart zu beseitigen.
Sofortmaßnahmen gegen Federpicken:
- Den Hühnern mehr tierisches Eiweis anbieten: Mehrere Versuche haben gezeigt das ein größerer Anteil an tierischem Eiweiß im Futter den Pickreiz deutlich verringert. Biete deinen Hühner daher Tauwürmer, Mehlwürmer oder etwas Hunderfutter (Fleisch pur) an.
- Beschäftigungsfutter anbieten: Beschäftigungsfutter kann die Hühner vom Federpicken ablenken. Streue beispielsweise getrocknete Mehlwürmer in eine dicke Einstreuschicht und lasse die Hühner suchen.
- Kleine Legenester für nur ein Huhn verwenden: Um das Anpicken des herausgestülbten Legedarms zu verhindern sollte kein zweites Huhn in das Legenest passen. Verwende daher kleine Legenester (z.B. Euronester).
- Beleuchtungsintensität reduzieren: Eine etwas reduzierte Beleuchtungsintensität reduziert den Stress deutlich und lässt die Hühner ruhiger werden. Dunkle deinen Hühnerstall etwas ab.
- Soforthilfe-Spray: Einige chemische Präparate (z.B.Röhnfried Fed-Pick), die man auf die Federn sprühen kann, lassen diese so unerträglich schmecken, das die anderen Hühner sie nicht mehr fressen.
Die 4 häufigsten Ursachen für Federpicken und Abhilfe
Der einzig wirksame Weg Federpicken zu bekämpfen ist eine möglichst artgerechte Haltung und Ernährung der Hühner, die den Tieren eine größtmögliche Verhaltensvielfalt bietet. Eine Haltung, die der Natur des Huhns relativ nahe kommt.
Unser Tipp
In den meisten Fällen, in denen Hühner Federn fressen, gibt es nicht eine einzige Ursache, meist ist es eine Kombination mehrerer der folgenden Ursachen.
Ursache 1: Nährstoffmangel durch falsches Futter
Ursache: Häufig kann die Ursache des Federpickens auf einen Nährstoffmangel zurückgeführt werden.
Wann tritt es auf: Werden die Hühner mit einer minderwertigen Körnermischung gefüttert? Finden die Hühner im Freilauf kaum Futter, beispielsweise im Winter? Kann das Hühnerfutter nicht alle Nährstoffe liefern, welche die Hühner brauchen?
Abhilfe: Man sollte auf ein ausgewogenes Angebot an Mineralstoffen, Aminosäuren und Proteinen im Hühnerfutter achten, um fütterungsbedingten Mangelerscheinungen und den damit zusammenhängenden Verhaltensstörungen vorzubeugen. Im Winter sollte zusätzlich eine Vitaminmischung angeboten werden.
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Ursache 2: Mangelhafte Stallhygiene und Ammoniak in der Luft
Ursache: Ein hoher Ammoniakgehalt in der Luft ist eine weitere Ursache, die Federpicken begünstigt.
Wann tritt es auf: Ist die letzte Stallreinigung schon eine Weile her? Halten sich die Hühner häufig im Stall auf, beispielweise im Winter? Kann man einen steckenden Geruch wahrnehmen, wenn man den Hühnerstall betritt?
Abhilfe: Eine ausgiebige Stallreinigung, frische Einstreu und eine gute Belüftung können diese Ursache schnell beseitigen.
Ursache 3: Zu hohe Besatzdichte im Hühnerstall
Ursache: Wenn zu viele Hühner auf einem geringen Platz gehalten werden kommt es häufig dazu, das die Hühner Federn fressen.
Wann tritt es auf: Dürfen die Hühner nicht in den Freilauf? Ist der Platz im Hühnerstall durch viele Junghühner klein geworden?
Abhilfe: Ein großer Freilauf und ein Hühnerstall mit viel Platz schaffen Abhilfe.
Ursache 4: Fehlende Beschäftigung
Ursache: Hühner fressen Federn häufig aus Langeweile, wenn ihnen Beschäftigungsmöglichkeiten fehlen.
Wann tritt es auf: Ist es den Hühnern einfach langweilig? Wurde der Stall spartanisch eingerichtet? Ist die Wiese im Freilauf zum Acker geworden und es gibt keine Gräser zu picken?
Abhilfe:
- geeignete Einstreuvarianten, die das Scharren erlauben
- das Streuen von Futter in die (saubere) Einstreu
- Möglichkeit, ausgiebige Sandbäder zu nehmen
- mehrere Sitzstangen im Stall
Typische Folgen des Federpickens- Formen des Kannibalismus
Irgnoriert man als Halter das Federpicken, so kommt es fast immer zu drastischeren Folgen, die meist dazu führen das sich die Hühner blutig verletzen.
Grundsätzlich kann treten drei unterschiedliche Formen des Kannibalismus bei Hühnern auf, von denen zwei typische Folgen des Federpickens sind
Typische Formen des Kannibalismus:
- Kannibalismus als Folge von Verletzungen: Teilweise rührt der Kannibalismus auch von Verletzungen, die anfällige Tiere zum Picken regelrecht anregen.
- Zehenkannibalismus: Hierbei picken die Hühner nach den Zehen der anderen Tiere.
- Kloakenkannibalismus: Hier wird einzelnen Hennen so lange an der Kloake gepickt bis eine blutende Wunde entsteht. Dies animiert die Hennen zusätzlich. Unternimmt man nichts, so kann es soweit gehen, dass der betroffenen Henne der Darm herausgezogen wird.
Als Ursache der beiden letzten Verhaltensstörungen wird nach derzeitigem Forschungsstand eine Art Übersprungshandlung zugrunde gelegt. Die Tendenz Feder, bzw. Haut anderer Hühner anzupicken, wird den Hühnern schon früh in die Wiege gelegt.
Es wird vermutet, dass es eine Ersatzbefriedigung, bzw. Umorientierung für das Futterpicken, bzw. Scharren und Bodenpicken darstellt, die das Tier in jungen Jahren nicht in ausreichender Form ausleben konnte. Hinzu gesellen sich weitere begünstigende Faktoren, wie eine hohe Besatzdichte, eine unausgewogene Ernährung mit nicht ausreichendem Nährstoffangebot und insgesamt nicht artgerechte Haltungsbedingungen.
Aus diesen multifaktoriellen Erscheinungen resultieren Vorsorgemaßnahmen, um Federpicken und Co. möglichst gänzlich zu umgehen.
Tierunfreundliche Methoden zur Bekämpfung von Federpicken und Kannibalismus
In der konventionellen Hühnermast, bzw. Legehennenhaltung wird das Picken nach Artgenossen durch zwei gängige Maßnahmen weitestgehend unterbunden.
Methoden gegen Federpicken in der konventionellen Hühnerhaltung:
- Kürzen der Schnäbel: Wenn die Küken noch in einem zarten Alter unter 10 Tagen sind, wird ein kleines Stück der Schnabelspitze abgeschnitten. Das Schnabelkürzen stößt zurecht immer wieder auf Kritik hinsichtlich des Tierschutzes, da es Hinweise auf eine negative Beeinflussung des Organs als wichtiges Reizaufnahmeorgan gibt.
- Lichtentzug. Hier wird auf eine Haltung bei niedrigen Lichtintensitäten zwischen 4 und 19 LUX oder Kunstlicht gesetzt. Doch die Haltung ohne Tageslicht ist nicht als tierfreundlich anzusehen, da es zum einen die Wahrnehmungsfähigkeit, zum anderen die Aktivität der Tiere einschränkt und somit von artgerechter Haltung weit entfernt ist.
Achtung
Wir möchten davor warnen solche Methoden in der privaten Hobbyhaltung anzuwenden. Zum einen sind diese Methoden nicht tierfreundlich, zum anderen ist viel Erfahrung notwendig.