Sei es, dass der Bruttrieb der gehaltenen Hühnerrasse nicht oder nur spärlich ausgeprägt ist, die Henne die Brut nicht zu Ende bringt oder mehr Nachzucht erzeugt werden soll, als bei der Naturbrut möglich ist – Gründe für eine Kunstbrut gibt es viele. Wird der Natur ins Handwerk gepfuscht, sollte aber auch der Gedanke weitergeführt werden, ihr eben nicht freien Lauf lassen zu dürfen. Das beginnt bereits mit der Auswahl der Zuchtpaare und endet bei den zahlreichen Problemen, die bei der Kunstbrut auftreten können. Diese müssen dann durch das menschliche Eingreifen auch wieder entsprechend behoben werden.
Küken schlüpfen nicht
In der Regel ist eine schlechte Schlupfrate in den Brutbedingungen oder aber bei der Auswahl und Lagerung der Bruteier zu suchen. Aus unbefruchteten Eiern, zu lange oder bei oder frostigen Temperaturen gelagerten Bruteiern entwickelt sich kaum ein Embryo. Auch das Absterben während der Brut ist meistens in der falschen Bruttemperatur, ungenügender Sauerstoffversorgung im Brutapparat oder zu seltenes Wenden der Bruteier zu suchen. Krankheiten oder Fäulniskeim führen ebenfalls dazu, dass sich der Embryo entweder gar nicht erst entwickelt oder die Küken während der Brut sterben. Reifen die Küken zwar heran, durchstoßen aber die Eischale am Schlupftag nicht oder bleiben im Ei stecken, so sind meistens ebenfalls die Brutbedingungen nicht optimal gewesen. Wird zu warm oder zu feucht, zu kühl oder zu trocken gebrütet, so ist die Entwicklung der Küken im Ei nicht optimal und es kommt zu auffallend kleinen, oder zu großen, aufgeschwemmten Küken, sofern sie den Weg aus dem Ei denn überhaupt finden. Auch Missbildungen wie fehlende Augen, verkrümmte Zehen oder Küken mit Kreuzschnäbeln sind nicht immer auf fehlerhafte Erbanlagen zurückzuführen, auch zu hohe Bruttemperaturen können verkrüppelte Küken nach sich ziehen. Es obliegt in besonderer Form dem Hühnerhalter, so in die Natur einzugreifen, dass das Ergebnis gesunde, vitale Küken sind.
Probleme nach dem Schlupf
In der Natur sind schon die Küken einen großen Teil des Tages mit der Nahrungssuche beschäftigt. Scharren und picken sie gerade nicht mit der Henne, so suchen sie unter ihr Schutz und Wärme. Bei der künstlichen Brut und anschließenden Aufzucht ohne Henne kommt es daher oft zu Unarten wie Federpicken der Küken – ein Phänomen, dass eindeutig auf Haltungsfehlern basiert. Die Aufzucht nach der Kunstbrut so natürlich wie möglich zu gestalten ist allerdings nicht immer so einfach. Es gibt aber durchaus einige „Grundregeln“ mit denen sich, wenn sie Beachtung finden, das Federpicken und andere Verhaltensauffälligkeiten bei jungen Küken unterbinden lassen. Hierzu zunächst ein Blick in die Natur.
Unarten bei Küken unterbinden
Die Henne führt die Kleinen schon recht bald nach dem Schlupf aus dem Nest und regt sie durch Scharren und Picken, zu eigenständigen Fressen an. Sind die Küken satt, sucht die Henne ihr Nest wieder auf und die gibt den Küken einen dunklen, warmen Ort, um sich auszuruhen und das aufgenommene Futter zu verwerten. Langeweile kommt somit gar nicht erst auf. Bei der künstlichen Aufzucht sorgt zumeist eine Wärmelampe für die nötige Temperatur. Sie bietet zwar Wärme, aber keinen dunklen, kuscheligen Rückzugsort. Wärmeplatten mit Fransen an den Seiten imitieren die natürlichen Bedingungen unter dem Federkleid der Henne am besten und sorgen zudem dafür, dass sich die Küken nicht gegenseitig stören und in den Ruhephasen echte Ruhe herrscht. Wasser und Futter sollten dabei abseits der Wärmequelle stehen, sodass die Kleinen diese nach dem Fressen auch tatsächlich wieder aufsuchen und sich nicht veranlasst fühlen, am Futterplatz zu verweilen und sich anderweitig (zum Beispiel mit Federpicken) zu beschäftigen. Zu kalt darf die Umgebung aber ebenfalls nicht sein, da die Küken sonst bei der Nahrungsaufnahme frieren. Häufig ist zu beobachten, dass ein „Sonnenbad“ im Stall zu vermehrtem Federpicken führt. Scheint die Sonne direkt in den Stall, so suchen die Küken diese Region bevorzugt auf, um ein ausgiebiges Sonnenbad zu genießen. Ihre Federkiele glänzen dabei so richtig schön und regen die neugierigen Federbälle dazu an, die verlockend schimmernde Pracht anzupicken. Blutige Federkiele sind die Folge. Dasselbe Phänomen ist übrigens bei Überbesetzten Kükenställen zu beobachten. Gibt man den Kleinen hingegen genügend Raum, vermeidet direktes Sonnenlicht und bietet ihnen einen dunklen, warmen Rückzugsort, so wird man keine Probleme mit dem Federpicken haben.