Zu den extrem gefährdeten Hühnerrassen zählen zum Beispiel folgende Rassen.
- Andalusier
- Augsburger
- Bergische Kräher
- Bergische Schlotterkämme
- Deutsche Langschan
- Dominikaner
- Krüper
- Minorka
- Nackthalshühner
- Plymouth Rock
- Ramelsloher
- Sachsenhühner
Zum Teil ist nicht die gesamte Hühnerrasse vom Aussterben bedroht, sondern lediglich einige Farbschläge.
Die Rassezucht
Der europäische Rassegeflügelstandard stellt für mehr als 180 Hühnerrassen eine „Anerkennung“ dar. Sie sind als Rasse „erlaubt“ und werden immer nach dem gleichen Standard bewertet. Sind grobe Fehler bei den Tieren erkennbar, diese betreffen in der Regel rein optische Kriterien, sind diese Hühner von der Zucht ausgeschlossen.
Soweit zur Theorie, in der Praxis versuchen ambitionierte Züchter natürlich, neue Farbschläge etablierter Hühnerrassen zur Anerkennung zu bringen oder neue Rassen zu erzüchten – ein langer Weg, der viel Geduld und Wissen voraussetzt.
Seltene Hühnerrassen
Längst nicht alle im Rassegeflügelstandard aufgeführten Hühner gibt es, wie Sand am Meer. Von einigen Rassen gibt es nur noch wenige Exemplare, andere sind bereits gänzlich von der Bildfläche verschwunden.
In Deutschland werden die Gefährdungspotenziale seit dem Jahr 1980 von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) in der sogenannten Roten Liste geführt.
Seit 2012 gibt es zudem eine gemeinsame „Liste alter einheimischer Geflügelrassen in Deutschland“. Sie wurde von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), dem Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter (BDRG) und der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) ins Leben gerufen. Hier werden alle heimischen Rassen, also jene, die seit 1930 in Deutschland gezüchtet wurden, in ihrem ursprünglichen Farbschlag geführt und anhand der noch vorhandenen Zuchtpaare in verschiedenen Gefährdungskategorien klassifiziert. Hier findet man diese Liste.
Verantwortung für den Rasseerhalt
Ohne Hobbyzüchter wäre ein Erhalt der Vielfalt an Hühnerrassen unmöglich. Der größte Teil der Artenvielfalt wird von ihnen gehalten und natürlich gezüchtet. Problematisch und eine große Gefahr für die Existenz der Bestände ist aber nicht nur die Populationsgröße der einzelnen, bereits gefährdeten Rassen, sondern insbesondere die Aufgabe einzelner Zuchten. Sei es aus Mangel an Erfolg, aus Altersgründen oder sonstigen Beweggründen.
Um diesem Umstand entgegenzuwirken wurde im Jahr 2013 ein Pilotprojekt durch verschiedene Partner wie dem Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter und dem Institut für Nutztiergenetik initiiert, welches vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gefördert wurde. Inhalt dieses 3-jährigen Modellprojekts war die Erschaffung von Kryoreserven extrem gefährdeter Hühnerrassen. Um einem Verlust des Genmaterials entgegenzuwirken wurde also von 12 Rassen Hahnensperma mit Hilfe von flüssigem Stickstoff tiefgefroren. Eine Technik, die bei anderen Nutztierrassen längst Einzug gehalten hat (zum Beispiel in der Pferdezucht).
Dennoch ist auch hier die Mithilfe ambitionierter Züchter erforderlich, denn nur das Einfrieren von Hahnensperma alleine reicht nicht aus, um eine Rasse zu erhalten. Für jede der 12 Rassen im Pilotprojekt sollten 150 Bruteier aus möglichst blutfernen Linien zur Verfügung stehen, für die Bereitstellung der Bruteier war das Mitwirken der Sonderzuchtvereine daher essenziell.
Folgende Rassen waren am Pilotprojekt beteiligt: Krüper, Ostfriesische Möwe, Sachsenhühner, Westfälische Totleger, Augsburger, Deutsche Langschan, Lachshühner, Sundhemer, Bergische Schlotterkämme, Deutsche Reichshühner, Deutsche Sperber und Reihnländer. Doch nicht nur für das ehrgeizige Projekt spielen die Sondervereine und Rassezüchter eine tragende Rolle, ihnen kommt eine große Verantwortung beim gesamten Rasseerhalt zu, was die Zucht von seltenen Hühnerrassen und die Erhaltung einzelner Rassen betrifft.
Seltene Hühnerrassen züchten – was beachten?
Wer sich für die Hühnerzucht interessiert, sollte ernsthaft über die Anschaffung und verantwortungsvolle Zucht von gefährdeten oder seltenen Hühnerrassen nachdenken. Der Beitritt zu einem Sonderzuchtverein der anvisierten Rasse ist dabei in den meisten Fällen sinnvoll. Hier finden sich Gleichgesinnte, die in vielerlei Hinblick mit ihren Erfahrungen helfen und Neulingen auf dem Gebiet der Erhaltungszucht rassespezifische Tipps und Tricks geben können. Nicht zuletzt ist der Austausch von Genmaterial innerhalb einer Rasse über einen entsprechenden Verein wesentlich einfacher.
Einfaches „draufloszüchten“ sollte unterlassen werden! Zum einen, um die Population nicht zu gefährden, zum anderen, um Fehler in der Zucht zu vermeiden und die Rassereinheit zu gewährleisten. Nicht jedes Huhn, was einer bestehenden Rasse optisch ähnelt verfügt auch tatsächlich über die erforderlichen genetischen Eigenschaften, um eine Zucht stabil fortzuführen und Nachzuchten zu generieren, die dem Rassestandard entsprechen.